Theresa

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Theresa erfuhr mit 20 Jahren, dass sie an Darmkrebs erkrankt ist. Im Laufe ihrer Therapie erlebte sie viele Tiefs und Hochs, von denen sie uns in ihrer Geschichte erzählt.

»Mein Name ist Theresa und ich bin 21 Jahre alt. Bis zu meinem 20. Lebensjahr führte ich ein abenteuerreiches, ausgelassenes und ganz normales Leben. Ich war immer viel unterwegs mit meinen Freunden, lebte meine Leidenschaft für Musik mit Projekten und Konzerten intensiv aus und liebte es, auszugehen und viel Party zu machen. 2022 zog ich nach Wien, um dort Musik zu studieren. Das war die beste Entscheidung meines Lebens, denn dort fühlte ich mich einfach richtig wohl. Dass im Endeffekt alles anders kommen wird, als ich es erwartet habe, wusste ich damals noch nicht.

Aber im Januar 2023 änderte sich mein Leben schlagartig. Ich musste ein CT von meinem Darm machen lassen, da ich Blut in meinem Stuhl bemerkte und ich wusste aufgrund von Polypen in vorherigen Jahren, dass man diesem Symptom auf die Spuren gehen muss. Auch wenn es für die Ärzte nicht wie ein klassischer Tumor aussah, rieten sie mir dazu, eine Operation zu machen, in der man das auffällige Gewebe entfernt und gleichzeitig eine Hemikolektomie (Teilentfernung eines Dickdarmabschnitts) durchführt. Ich war riesig geschockt, vertraute jedoch den Chirurgen sofort und willigte in die Operation ein. Diese fand im Februar 2023 statt. Danach ging es mir einige Tage überhaupt nicht gut, da ich die Narkose nicht vertragen hatte.

Eine Woche nach der Operation war der histologische Befund da. Damals hörte ich zum ersten Mal von einer Ärztin, dass ich Krebs habe und man mir zu einer Chemotherapie riet. Mein erster Gedanke war: ›Muss ich jetzt sterben?‹ Doch zu meiner Erleichterung meinten die Ärzte, dass ich extrem gute Heilungschancen hätte. Also ging ich den Empfehlungen der Ärzte nach und startete mit der Chemotherapie, unwissend, was das für ein Höllenritt werden wird. Schon nach der Gabe der ersten Dosis ging es mir eine Woche lang extrem schlecht. Ich musste mich oft übergeben und schlief fast nur. Deshalb bekam ich starke Mittel gegen Übelkeit zusammen mit der Chemotherapie verabreicht. Durch diese wurde jedoch nur verhindert, dass ich mich übergebe; übel war mir leider noch immer. Mit dem riesigen Wunsch, zu leben, schaffte ich jedoch auch die sechs Monate Chemotherapie, war aber auch sehr erleichtert, als diese abgeschlossen war.

Mein Studium pausierte ich trotz aller Strapazen nicht. Immer, wenn es mir etwas besser ging, spielte ich wieder Flöte und Klavier und immer wieder fuhr ich auch wieder nach Wien (die Behandlungen hatte ich in meiner Heimat, Tirol-Innsbruck). Das Abschluss-CT, Ende August 2023, war perfekt, denn es war nichts Auffälliges mehr zu sehen. Also zog ich mit riesiger Vorfreude und Motivation im Oktober zurück nach Wien und konnte wieder ganz normal studieren. In dieser Zeit machte ich so viele wunderschöne Erfahrungen, lernte noch mehr neue Leute kennen und verliebte mich erneut in die Stadt Wien.

Ich durfte bei einem Buch der ›Österreichischen Krebshilfe‹ mitwirken, das die Geschichten von Betroffenen mit Darmkrebs beinhaltete. Das war eine riesige Ehre für mich. Außerdem gründete ich im November gemeinsam mit der Tiroler Krebshilfe eine Selbsthilfegruppe für junge Menschen mit Krebs namens ›KraftAnker‹ . Es war mir ein riesiges Anliegen, dass sich betroffene Menschen in meinem Alter nicht allein fühlen und wir konnten sehr schnell einige Menschen erreichen. Einige davon sind sehr wichtige Freund:innen für mich geworden.

Alles schien perfekt zu laufen und ich war mir sicher, dass dieser Krebs mich für immer in Ruhe lassen wird. Im März 2024 hatte ich eine normale Nachsorgekontrolle. Diesmal war es das erste CT nach einem halben Jahr. Die Tage, an denen man auf sein Ergebnis wartet, sind immer hart, jedoch war ich trotzdem positiv und lenkte mich ab. Doch leider kam alles anders als erhofft, denn die Bildgebung zeigte auffällige Knötchen im Bereich der Leber. Aufgrund meiner Darmtumor-Vorgeschichte waren sich die Ärzte sicher, dass es sich hierbei um Metastasen vom primären Tumor handeln muss. Als man dann eine Laparoskopie machte, sah man das eigentliche Ausmaß der Krankheit: Metastasen vom Zwerchfell bis zu den Eierstöcken.

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Ich fühlte mich nur noch wie in einem schlechten Film. Meine Familie und mein Freundeskreis, also die wichtigsten Menschen in meinem Leben, waren auch gelähmt vor Schock. Schnell wurde mir bewusst, dass die Situation lebensbedrohlich ist. Doch histologische Erkenntnisse lieferten eine erlösende Botschaft: Die Tumore waren geeignet für eine Immuntherapie. Das war eine große Erleichterung, weil sie mir vorerst eine OP ersparte. Die Immuntherapie vertrug ich gut, also studierte ich normal weiter. Ich musste immer zwischen Tirol und Wien pendeln, war aber einfach nur dankbar, in Wien zwischen den Therapien ein normales Leben führen zu können. Ich lebte so intensiv wie noch nie zuvor; ich unternahm viel mit meinen Freunden und genoss die Zeit. Ich war mir sicher, dass alles gut wird.

Doch Ende Juni folgte der nächste Schock; die Immuntherapie hatte nämlich anscheinend nicht angeschlagen. Die Metastasen haben sich innerhalb von drei Monaten verdoppelt! Also hatte ich zwei Optionen: Eine radikale Operation, bei der man im Anschluss eine HIPEC (warme Chemotherapie) in meinen Bauchraum spült. Zu dieser Option rieten mir meine Chirurgen. Die zweite Option war eine Chemotherapie, die jedoch keine Heilung, sondern lediglich eine Lebenszeitverlängerung versprach.

Auch wenn ich wusste, dass die Operation keine endgültige Heilung versprechen konnte, entschied ich mich dafür, da ich wusste, dass ich kämpfen will und ich mir entgegen aller Prognosen sicher war, eines Tages gesund und krebsfrei zu sein. Die Operation war Ende Juli und dauerte zehn Stunden. Sie entfernten mir die Eierstöcke und das Bauchfell und trugen alle restlichen Metastasen ab. Ich war dann fünf Tage auf der Intensivstation und dort ging es mir nicht gut. Doch ich kämpfte mich wieder zu Kräften und so durfte ich schon nach neun Tagen nach Hause. Ich war so glücklich, wieder daheim zu sein. Und die beste Nachricht vor meiner Entlassung war, dass die Histologie zeigte, dass die Immuntherapie doch etwas bei den Tumorzellen ausgelöst hatte: Sie waren alle unauffällig! Das bedeutet für mich zum jetzigen Zeitpunkt, dass ich eine weitaus größere Chance auf eine vollständige Heilung habe, weil ich leben und nicht überleben will.

Was ich allen Krebspatient:innen auf den Weg geben will: Gebt niemals auf, bleibt positiv und hört nicht immer auf jede Prognose der Ärzt:innen, denn es gibt noch Wunder, die passieren können. Daran muss man sich festhalten, daran glauben und versuchen, stark zu bleiben!«

Eine junge Frau mit Brille und einem roten Schal lächelt in die Kamera.
Name
Theresa
Website
Interviewt von
Erzählt am
9.9.2024
Verstorben am

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