Marijana

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31

Was Marijana seit ihrer Diagnose erlebt hat, reicht für mindestens drei Leben. Und dennoch gibt sie nicht auf. Heute erzählt sie von ihrer seltenen Krebserkrankung und möchte mit ihrer Geschichte allen Mut machen, die auch gerade kämpfen.

»Ich bin Marijana, 31 Jahre alt und ich habe Krebs. Heute möchte ich meine Geschichte erzählen und hoffe, dass ich damit anderen Mut machen kann. Aber vor allem möchte ich auf eine seltene Krebsart aufmerksam machen.

Im September 2023 erhielt ich die Diagnose: Angiosarkom. Meine erste Reaktion: Was zur Hölle ist ein Sarkom? Die Auflösung folgte auf dem Fuße. Sarkome sind eine besonders seltene Krebsart. Sie machen nur ca. 1 % aller Krebserkrankungen aus. Okay, wow!

Ich war 29 Jahre alt, stand mitten im Leben und auf einmal sowas. Das war ein Schlag ins Gesicht. Was nun? Ich saß mit meiner Mutter und einer meiner besten Freundinnen vor der Ärztin und wusste nicht, ob ich lachen, weinen oder einfach beides gleichzeitig machen soll. Das war schlimmer, als alles, was ich mir vorstellen konnte.

Im Oktober ging es dann los. Der erste Schritt war, den Primärtumor zu entfernen. Der hatte es sich in der Brust bequem gemacht und bereits die Größe eines Tennisballs. Mir wurde also die linke Brust zusammen mit dem großen Brustmuskel entfernt. Ich könne jetzt keine Push-Ups mehr machen, wurde mir von den Ärzten gesagt. Schade, das hab ich doch so gerne gemacht. Nicht. Im November dann die nächste Operation, Verdacht auf Metastasen in der Leber. Na ja, es stellte sich heraus, es waren doch nur gutartige Adenome (ein Drüsengewebstumor). Im Januar und Februar 2024 wurde dann sicherheitshalber noch der Operationsbereich der Brust bestrahlt.

Dann erst mal Ruhe, dachte ich. Aber nein, der Krebs hatte schon in die Knochen metastasiert. Nächster Schlag. Nicht mehr heilbar. Auf einmal Palliativ-Patientin. Mit 30 Jahren. Klasse Aussichten.

Der nächste Therapieblock startete mit Chemotherapie, fünf Tage stationär. Ein Traum. Ich hatte Glück und vertrug die Chemo ganz okay. Natürlich gibt es immer Nebenwirkungen. Klar, Übelkeit kann schon mal vorkommen, ich musste mich aber nicht ständig übergeben. Zumindest hatte ich damit Glück. Trotzdem, die Haare habe ich leider alle verloren. Das war schon sehr heftig. Ich konnte meinen eigenen Anblick lange nicht ertragen.

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Ich machte weiter. Eine Woche Chemo, drei Wochen zu Hause. Tja, auch das hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Zwar waren die Knochenmetastasen stabil und stellenweise sogar rückläufig, dafür bildete sich aber in der anderen Brust eine Metastase. Was folgte, war der Abbruch der Therapie nach sechs Zyklen und ein Wechsel auf eine andere Chemo. Die war dann ambulant. Also, alle drei Wochen für ein paar Stunden Infusion und dann wieder heim. Eigentlich ja gar nicht so schlimm, aber trotzdem ist es super schwer, damit einen geregelten Alltag zu leben.

Es gibt Tage, da war ich einfach schlapp und wollte gar nichts machen. Von Februar bis April 2025 probierten wir dann eine Immuntherapie. Alle zwei Wochen eine Infusion und zusätzlich dazu Tabletten. Aber auch das hat nichts gebracht. Ab Mai 2025 haben wir dann noch eine andere Immuntherapie in Tablettenform versucht, aber was soll ich sagen? Auch das war nichts. Nun heißt es wieder zurück zur Chemo und danach wieder eine Operation. Die rechte Brust muss jedoch auch entfernt werden. Es fällt mir jeden Tag schwer, damit zu leben, dass da gerade noch was ist, was da nicht hingehört. Das macht ganz schön viel mit mir. Also weg damit! Dann hab ich eben keine Brüste mehr. Nichtsdestotrotz bin und bleibe ich eine Frau, und zwar (jetzt muss ich mir auch mal selbst auf die Schulter klopfen) eine richtig starke Frau. Denn Aufgeben ist keine Option. Das sagt sich immer so schön und einfach. Denn tatsächlich ist es eine Option, eine sehr verlockende nämlich. Denn es ist unfassbar hart. Sehr hart. Ich freue mich ehrlich für jeden, der das alles nicht selbst durchmachen muss. Ich habe durchaus ans Aufgeben gedacht, aber ich entscheide mich jeden einzelnen Tag dafür, weiterzukämpfen. Für meine Familie, meine Freunde, alle anderen Betroffenen, aber vor allem für mich.

Warum erzähle ich meine Geschichte? Ich will, dass diese Krankheit mehr Aufmerksamkeit bekommt. Gerade meine spezielle Erkrankung. Denn sogar einige Mediziner kennen Sarkome nicht. Auch bei mir hätte alles schon früher erkannt werden können. Dass das nicht passiert ist, hat meine Prognose erheblich verschlechtert. Ein Arztfehler kam noch obendrauf. Und genau das darf nicht passieren. Trotzdem möchte ich anderen Menschen Mut machen und hoffe, mit meiner Offenheit etwas zu erreichen.«

Eine junge Frau mit langen Haaren lächelt in die Kamera.
Name
Marijana
Instagram
@marija.n.a
Website
Interviewt von
Erzählt am
8.12.2025
Verstorben am

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