Katja

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Heute erzählen wir euch die Geschichte von Katja. Katja musste aufgrund eines Gendefekts in ihrer Familie schon mehrere Krebsbetroffene begleiten. Ihre Geschichte ist für alle Angehörigen – denn auch ihr seid wahre Helden und Mutmacher:innen.

»Mein Name ist Katja und mit gerade einmal 19 Jahren, musste ich meinen Vater während seiner Krebserkrankung begleiten. Neben weiteren Krebsbetroffenen im engsten Familienkreis stehe ich nun seit 2023 auch meiner Mama während ihrer mittlerweile zweiten Krebserkrankung zur Seite.

Ich war gerade mitten im Erwachsenwerden, als mein Vater eines Tages Einblutungen an seiner Haut entdeckte. Ich war damals schon in einer Ausbildung im medizinischen Bereich und bat ihn, das unbedingt abzuklären. Einige Tage später musste er zum Onkologen. Allein das Wort machte mir so große Angst – und dann nahm alles seinen Lauf. Viele Termine, dabei auch eine Knochenmarkbiopsie, und dieses Warten trieben mich psychisch an den Rand des Wahnsinns. Da meine Eltern getrennt waren, war für mich klar, dass ich meinen Papa begleite, seine Hand halte und ihm Kraft gebe. Dieser Tag hat so viel Trauer in mir hervorgerufen, weil ich mit den Worten der Ärztin plötzlich den Tod vor meinen Augen sah – Hochdosis-Chemotherapie, Stammzelltransplantation, Ganzkörperbestrahlung.

All dies erfolgte in einer Geschwindigkeit, mit der ich manchmal nicht mehr mitkam. Wir redeten viel weniger über die unschönen Dinge und viel mehr über das, was uns glücklich machte. Wir brauchten viel Positivität – hielten einander fest. Ich lebte damals schon 600 Kilometer weit weg von ihm, was das Besuchen schwer machte. Aber ich nahm mir Zeit, um da zu sein und auch meine Wunden zu verarbeiten.  Der erste Teil der Behandlung, die Chemotherapie, verlief ganz zur Zufriedenheit der Ärzte. Es folgte die Bestrahlung. Nach den ersten paar Bestrahlungen ging er plötzlich nicht mehr ans Telefon. Ich ahnte das Schlimmste und hoffte das Beste. Aber alles kam so wie wir es niemals gewollt, gewünscht oder erhofft hatten. Sein Körper hatte massiv abgebaut, er entwickelte eine Abstoßung der neuen Zellen und brauchte zudem weiße Blutkörperchen.

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Ich begab mich auf die emotionalste Reise meines Lebens. Ich stand ihm bei, spendete wieder und wieder weiße Blutkörperchen, stimulierte mich mit Spritzen, nahm alles in Kauf, um sein Leben zu retten. Ich klammerte mich wortwörtlich an jeden verdammten Strohhalm. Ich gab alles für ihn, was am Ende leider nur bedingt Besserung brachte. Am 26. Dezember 2007 musste ich meinen Papa gehen lassen. Er hat einen Teil meines Herzens mitgenommen, aber mir so unglaublich viel Mut und Stärke dagelassen. Dieser Mut und meine Empathie trieben mich an, mich in diesem Bereich der Medizin weiterzubilden. Also lernte ich und sog alles auf, um mein Ziel möglichst fokussiert zu erreichen.

Heute arbeite ich mit viel Herzblut in der Strahlenklinik und unterstütze so Menschen dabei, diese Erkrankung zu überstehen. Diese Arbeit ist meine Berufung, denn sie ist so viel mehr als das Drücken von Knöpfen um eine Bestrahlung auszulösen. Dabei denke ich jeden Tag an ihn und diese Nähe lässt mich das alles nie vergessen, weil ich weiß, wie es anfühlt beizustehen und all das durchzustehen.

Man könnte meinen, jetzt endet meine Geschichte. Leider nein, denn der Krebs begleitet mich gefühlt mein ganzes Leben. Ich verlor meinen Onkel an einem myeloblastischen Syndrom, mein Opa starb lange Zeit vor meiner Geburt an Krebs, und meine Tante überlebte Brustkrebs. Sie alle sind Helden im höchsten Maße.

Nachdem meine Tante bereits an Brustkrebs erkrankt war, erhielt im August 2023 auch meine Mama die Diagnose Brustkrebs. Sie wurde operiert und dann bei mir in der Klinik bestrahlt. Sie hat das alles gut gemeistert und dank meines Wissens aus der Strahlentherapie und klaren Therapieoptionen konnte ich ganz anders für sie und auch mich da sein. Also gingen wir … gemeinsam Hand in Hand diesen Weg und haben es überwunden. Durch diese lange Reise mit dem Krebs an meiner Seite habe ich mein Bewusstsein für das Leben absolut priorisiert und bin jeden einzelnen Tag dankbarer für die kleinsten Kleinigkeiten.

Nach zwei Jahren Ruhe und etwas Entschleunigung, müssen meine Mama und ich weiter kämpfen. Blutveränderungen haben uns wieder zum Onkologen geführt – wieder stark sein, schwach sein, weinen, hoffen und positiv bleiben. Es gibt keine Ruhe. Nun ist es Morbus Waldenström (eine unheilbare Leukämieform) und der erste Zyklus Chemo beginnt bald.

Meine Familie besteht für mich aus wahren Helden – so wie ihr es auch seid! Ich schicke allen Kraft, Hoffnung und wünsche euch, dass ihr immer genügend Menschen um euch habt, die euch auffangen und Stärke geben – bei denen ihr auftanken könnt. Das Leben ist da, um gelebt zu werden – mit allem, was einem begegnet. Gebt nicht auf. Eure Katja ♥️«

Eine junge Frau mit weiß-blonden, kurzen Haaren und einem Haarband, lächelt.
Name
Katja
Instagram
@katjaa_jarie
Website
Interviewt von
Erzählt am
30.4.2025
Verstorben am

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