»Ich heiße Judith, bin 38 Jahre alt, glücklich verheiratet und habe einen Sohn. Im Januar 2024 erhielt ich mit 36 Jahren die Diagnose Brustkrebs, Triple-negativ, mit ausgedehnter Lymphknoten-Metastasierung. Den ersten Verdacht schöpfte ich im Dezember 2023, kurz vor Weihnachten. Mein Mann und ich hatten wenige Monate zuvor zu Gott gefunden und uns am 17. Dezemner taufen lassen. Danach fuhren wir in den Urlaub und eigentlich war alles perfekt. Doch schon am zweiten Urlaubstag änderte sich das, als ich durch Zufall einen riesigen Knoten in meiner rechten Brust erfühlte. Ich versuchte, die Feiertage zu genießen, sie waren ja auch sehr besonders für mich, so als »neue Christin«. Aber die Befürchtungen ließen mich nicht los, vor allem als Anfang Januar eine deutliche Schwellung in meiner Achsel hinzukam.
Und am 12. Januar 2024 bestätigte sich leider der Verdacht. Da mein Krebs sehr aggressiv war, standen mir intensive Therapien bevor. Nachdem eine kleine Erleichterung Einzug erhielt – es gab keine Fernmetastasen – stand das Behandlungsprotokoll fest: Chemotherapie, Immuntherapie, Operation, Bestrahlung. Die Behandlungsdauer würde über 1 Jahr betragen. Es war eine harte Zeit. Ich musste innerhalb weniger Tage meinen Sohn – damals 21 Monate alt – komplett abstillen. Weil mein Elterngeld auslief, versuchte ich kurz nach Chemostart wieder in den Beruf einzusteigen, musste mich aber nach wenigen Wochen krankmelden. Und nur ein paar Wochen nach Therapiebeginn erfuhren wir dann auch noch, dass ich eine BRCA2-Mutation habe, der Brustkrebs also wahrscheinlich genetisch bedingt war. Familiär gab es dafür keine Anzeichen, aber aufgrund der Tumorart und meines Alters hatte es diesen Verdacht gegeben. Daraus resultierend spürten wir sehr schnell, dass es wohl nicht wie erhofft bei einer brusterhaltenden Operation bleiben würde. Letztlich bekam ich 16 Chemotherapien, 4-mal in Kombination mit Immuntherapie. Danach wurde ich operiert, wobei wir uns wegen der Mutation für eine Mastektomie beider Brüste entschieden.
Ab September bekam ich aufgrund der Lymphknoten-Metastasen trotz der Amputationen noch 28 Bestrahlungen von Brustkorb, Hals und Achsel. Parallel dazu startend bekam ich bis März 2025 weitere 9 Male Immuntherapie. Sozusagen ›Kollateralschäden‹ der Erkrankung sind auch einer meiner Eierstöcke sowie 12 Achsellymphknoten. An den Eierstöcken habe ich schon länger große Zysten und man wollte sichergehen, dass sich dahinter kein Tumorgewebe versteckt. Schließlich hat die BRCA2-Mutation auch eine hohe Korrelation mit Eierstockkrebs. Während der Mastektomie-OP sollten dann eigentlich die Zysten an beiden Eierstöcken entfernt werden, was aber leider nicht wie erhofft möglich war. So entschied man, einen beider Eierstöcke zu entfernen, um das Gewebe gründlich zu untersuchen. Bei den Achsellymphknoten gelang es unter der OP nicht, die markierten befallenen Lymphknoten und den Wächter-Lymphknoten zu identifizieren. Somit wurde sicherheitshalber eine umfangreiche Axilladissektion durchgeführt, bei der die erwähnten 12 Lymphknoten entfernt wurden.
Während der Therapien ging es mir meist vergleichsweise gut. Ich durfte viele tiefgreifende, spirituelle Erfahrungen machen, was ich als großen Segen empfinde. So kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Ich würde 1.000 gesunde, reiche Leben ohne Gott nicht gegen mein jetziges Leben eintauschen. Zu wertvoll ist die Nähe und Liebe, die ich während dieser schweren Zeit – und auch jetzt – durch Jesus erfahre. Natürlich bedeutet das keineswegs, dass es einfach war oder frei von Angst, Schmerz und Trauer. Absolut nicht. Aber es hatte zu viele positive Aspekte, als dass ich es als ›nur negativ‹ bezeichnen könnte. Mittlerweile darf ich sagen: Ich bin in Remission! Schon im untersuchten Tumorgewebe nach der OP war keine lebende Krebszelle mehr zu finden. Auch die Zysten an den Eierstöcken stellten sich als harmlos raus. Sollte doch noch etwas übrig geblieben sein, dürften die danach erfolgten Bestrahlungen und Immuntherapien dem Ganzen endgültig den Gar ausgemacht haben. Während ich mich jetzt in mein neues Körpergefühl ohne Brüste einlebe, widme ich mich anderen Projekten. Zum einen bin ich Mama und Ehefrau und möchte in absehbarer Zeit wieder arbeiten. Zum Anderen fühle ich mich von Gott dazu berufen, diese Geschichte, die ganzen Wunder, zu teilen. Daher poste ich seit kurz vor meiner OP regelmäßig auf Instagram, erzähle mein Zeugnis, wo auch immer ich kann – z. B. hier, auf Frauenabenden, in Gemeinden oder in Interviews – und ich möchte ein Buch über die Geschehnisse schreiben. Denn das alles ist einfach zu wundervoll, um es für mich zu behalten. Wer dieser Geschichte bis hierher gefolgt ist, dem möchte ich Mut zusprechen. Krebs ist furchtbar, aber auch nicht NUR furchtbar. Im Gegenteil, es kann mitten in der Krankheit zu Begegnungen und Erlebnissen kommen, die unfassbar wertvoll sind. Gott liebt auch dich! Genau da, wo du jetzt bist. Alles Gute für dich!«