»Ich bin Celina, 20 Jahre alt und habe seit neun Jahren einen Hirntumor (Pilozytisches Astrozytom). Ich habe meine Krankheit also mit 11 Jahren bekommen. Ich habe damals als Rechtshänderin sehr große Probleme gehabt, mit der rechten Hand zu schreiben oder gar sie zu benutzen. Zudem ist im Turnen sehr deutlich geworden, dass ich komische Bewegungen mache, die ich aber gar nicht gemerkt habe oder gar steuern konnte.
Ich war damals mit meiner Mama bei einem MRT Termin, weil mein Kinderarzt schon einen Verdacht hatte. Ich habe immer versucht, das Beste daraus zu machen und immer positiv zu denken, auch wenn das natürlich nicht immer geht. Ich habe damals gar nicht richtig verstanden, was da auf mich zukommen wird und habe noch meiner Mama gesagt: ›Ja, dann mach ich das einfach schnell durch und dann ist es wieder weg‹. Dass es so lange geht, hätte keiner ahnen können. Ich glaube aber durchaus, dass mein positives Denken mir diese ganze Situation deutlich erleichtert hat. Ich habe mir immer gesagt: ›Du schaffst das‹. Ich habe jetzt etliche Jahre Chemotherapie und Chemotabletten-Therapie hinter mir und vermutlich auch noch vor mir. Ich blicke trotz allem was war und zum Teil schiefgelaufen ist zuversichtlich in die Zukunft. Ich bin mir sicher, dass es irgendwann ein Ende für diese Krankheit geben wird.
Ganz wichtig! Ich war mir ganz lange nicht bewusst darüber, dass es okay ist, schlechte Tage zu haben und bei Kopfschmerzen nicht zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, aber das ist es. Ich habe einen sehr guten Grund schlechte Tage zu haben, weil ich Krebs habe! Und ich glaube, viele Menschen sind sich dessen einfach nicht bewusst. Man muss nicht immer 100 Prozent geben können, es reichen definitiv auch 60 Prozent oder auch nur 50 Prozent. Hauptsache ist, man gibt immer sein Bestes und sollte immer zufrieden mit seiner Leistung sein, auch wenn man nicht 100 Prozent geschafft hat. Man sollte sich seiner Krankheit auf jeden Fall bewusst werden.
Therapien: Ich habe Chemotherapie (Vincristin und Caboplatin) bekommen, deren Nebenwirkung Schmerzen und Übelkeit waren. , Ich habe mir aber immer wieder bewusst gemacht,dass es Menschen gibt, die mit deutlich mehr zu kämpfen haben. Nach der Chemotherapie habe ich meine ersten Chemotabletten bekommen (Vemuraphenib). Zu der Zeit ist mir das Ausmaß meiner Krankheit noch deutlich mehr bewusst geworden. Ich habe mich äußerlich verändert und hatte noch viel mehr Nebenwirkungen: von Gelenkschmerzen bis hin zur Sonnenallergie. Durch diese Veränderungen habe ich auch ›Freunde‹ verloren und mich schon sehr einsam gefühlt.
Nach der Therapie kam es zu anderen Tabletten, die ich bis heute noch nehme (Trametinib und Dabraphenib). Damit ging es mir deutlich besser als mit Vemuraphenib. Mit den Jahren sieht man eigentlich nicht mehr, dass ich Krebs habe. Trotz allen Komplikationen, die ich hatte, bin und bleibe ich ein Sonnenscheinkind und sehe die Dinge positiv. Die Psychotherapie, die ich seit Jahren mache, hat mir sehr geholfen mit allem umzugehen. Ich gehe sehr gerne dort hin und kann nur empfehlen, sich psychologische Hilfe zu suchen.
Krebsfrei kann ich leider nie werden. Der Tumor ist inoperabel und hat eine genetische Veränderung, sodass er nie komplett verschwinden wird. Bitte werdet euch bewusst, für was ihr trotz der Krankheit dankbar sein könnt. Es ist okay, schlechte Tage zu haben und nicht immer alles auf Anhieb zu schaffen, so wie es gesunde Menschen können. Es ist wichtig, immer sein Bestes zu geben und mutig zu sein. Ich wünsche eine gute Besserung für jeden einzelnen und bleibt weiterhin stark.«