»Mein Name ist Jenny, ich bin alleinerziehend, verwitwet und nun, mit nur 34 Jahren, an Brustkrebs erkrankt. Am 26. Juli 2024 habe ich selbst eine Beule in meiner linken Brust ertastet. Völlig panisch bin ich am nächsten Tag (Samstag) ins Krankenhaus gefahren. Ein Gynäkologe machte einen Ultraschall und sagte mir: ›Ja da ist was, bitte gehen sie zu Ihrem Frauenarzt.‹
Da dieser seine Praxis ausgerechnet in diesem Moment wegen Renovierungen geschlossen hatte, fuhr ich am Montag direkt ins Brustzentrum der Klinik.
Es folgten Stanzbiopsie … Mammographie … Sonographie … alles noch nie gehört oder gemacht. Aber an diesem Tag war es soweit. Ich werde die Worte der Ärztin in der Radiologie, die die Stanzbiopsie durchführte, niemals vergessen ›Ich möchte mich gerne irren, aber es sieht nicht so gut aus.‹
Einige Tage später bekam ich den Anruf mit der Bestätigung. Ich habe Brustkrebs. Ich? Echt jetzt?
Meine Gedanken liefen einen Marathon: ›Ich brauche eine Chemotherapie. Ich werde meine Haare verlieren. Oh mein Gott, ich verliere meine langen Haare.‹ Voller Demut bin ich zum Friseur gegangen und habe mir ganze 40 cm meiner Haare abschneiden lassen und sie an Krebspatient:innen gespendet.
Alles ging ganz schnell. Wenige Tage später bekam ich auch schon meine erste Chemo. 16 an der Zahl. Zunächst bekam ich, im Abstand von zwei Wochen, insgesamt vier mal Epirubicin und Cyclophosphamid. Die allererste war furchtbar und hat mich komplett aus dem Leben gebeamt. Es wurde, zum Glück, von Mal zu Mal besser. Danach bekam ich jede Woche Paclitaxel und Carboplatin. 12 sollten es sein.
In der Zwischenzeit bekam ich das Ergebnis der genetischen Testung. Ich wurde positiv auf die BRCA1 Genmutation getestet. Die Welt brach für mich komplett zusammen. Meine Brüste sind tickende Zeitbomben und werden es auch immer sein. Meine Eierstöcke auch. Die Empfehlung: Mastektomie beidseitig und Entfernung der Eierstöcke.
Sehr schnell hatte ich für mich entschieden, dass ich beides machen lassen möchte. Die Chemo lief noch immer, eine Zeit die endlos schien. Ich hatte starke Nebenwirkungen wie Gelenkschmerzen, Polyneuropathie, Lähmungserscheinungen im linken Arm und ein allgemeines Schwächegefühl. Da sich bereits nach der neunten Gabe eine Komplettremission einstellte, wurde auf die Gabe der letzten drei Chemotherapien verzichtet. Das war Ende Dezember 2024. Am 15. Januar 2025 wurde, auf meinen Wunsch, mein Wächterlymphknoten entfernt. Er sah immer unauffällig aus und das war er zum Glück auch. Danach stand mir die Mastektomie bevor.
Ich hatte noch nie vor irgendetwas solche Angst in meinem Leben wie vor dieser Operation. Die Angst vor der Narkose war nach der ersten, kleinen Operation etwas weniger, aber je näher der Moment kam, meine Brüste zu verlieren, umso ängstlicher wurde ich. Viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. ›Wie wird es wohl danach sein? Spüre ich meine Brüste nicht mehr? Werden sie so aussehen, dass ich damit leben kann? Sie werden auf jeden Fall kleiner sein. Ok, das muss ich dann akzeptieren.‹ Am 12. Februar 2025 war es soweit. Ich ließ mir beide Brüste entfernen und direkt wieder aufbauen. Statt einem D-Körbchen habe ich nun nur ein C-Körbchen. Aber dafür sehen sie wunderschön aus. Die Ärztin hat wirklich tolle Arbeit geleistet. Ich bin sehr zufrieden. Auch die Heilung verläuft sehr gut. Besser als ich je gedacht hätte. Leider wurde doch ein kleiner Rest vom Tumor gefunden, weshalb ich jetzt ein Jahr lang Tabletten einnehmen muss. Olaparib heißt der Wirkstoff. Ende April lasse ich die letzte Operation durchführen. Die Eierstöcke und Eileiter werden entfernt.
Mein Weg ist noch nicht zu Ende, aber ich bin zuversichtlich mein Leben zurück zu bekommen. Ich werde nie wieder die ›alte‹ Jenny sein, aber ich werde die ›neue‹ Jenny noch mehr lieben und akzeptieren weil sie so viel durchstehen musste. Ich bin stolz auf mich!«