
Ich bin Jana, 47 Jahre alt, und hinter mir liegen gerade 1,5 Jahre mit zwei Krebsdiagnosen, zahlreichen Therapien und allen Höhen und Tiefen, die so eine Zeit mit sich bringt.
Am 25. März 2024 wurde bei mir Brustkrebs festgestellt. Sieben Monate vorher war ich noch bei der Vorsorge, inklusive Brustultraschall und sogar meiner ersten Mammografie (›…, damit wir mal ein Vergleichsbild für später haben‹, meinte die Ärztin), beides ohne Befund.
Aufmerksam darauf, dass etwas nicht stimmen könnte, wurde ich durch eine Hauteinziehung an der rechten Brust. Da ich aber eine fibrozystische Mastopathie habe (eine häufige gutartige Brustveränderung bei Frauen) und alle Auffälligkeiten sich in der Vergangenheit immer als harmlos herausgestellt hatten, beruhigte mich meine Ärztin zunächst. Wir gingen beide nicht von etwas Bösartigem aus. Leider ergab die Biopsie dann doch Brustkrebs. Zunächst schien es, als ob ich mit OP, Bestrahlung und Antihormontherapie davonkommen würde. Anfang Mai 2024 wurden der Tumor und der Wächterlymphknoten herausoperiert. Nach der OP stellte sich jedoch heraus, dass der Wächterlymphknoten schon befallen war. In der Bildgebung vorher war nichts zu sehen gewesen, aber dadurch änderte sich nun alles. Die Ärzte rieten jetzt doch zur Chemotherapie. Ich bekam 16 Zyklen. Die Ärztinnen hatten mich darauf vorbereitet, dass die Chemotherapie mich wahrscheinlich direkt in die Wechseljahre befördern würde. Umso seltsamer war es, dass ich am ersten Tag der Chemotherapie zu bluten begann und diese Blutung nicht mehr aufhören wollte. Meine Ärztinnen waren ratlos. Zwar wurde am linken Eierstock eine Zyste festgestellt, aber sie sah harmlos aus und wurde als Ursache für die Blutung ausgeschlossen. Es wurde sogar eine Ausschabung durchgeführt, die aber ebenfalls keine Auffälligkeit zeigte.
Nach drei Monaten hörte die Blutung von selbst auf. Alles schien in Ordnung, die Ärztinnen waren zufrieden und ich konnte die Chemotherapie zu Ende bringen. Es folgten noch 15 Bestrahlungen, die sich aber im Vergleich zur Chemotherapie wie ein Spaziergang anfühlten. An Weihnachten 2024 feierte ich mit meiner Familie und meinen Freunden den Abschluss meiner Akuttherapie. Mir standen zwar noch einige Jahre Antihormontherapie bevor, aber die vertrug ich wirklich gut. Das einzige, was mich störte, war, dass ich mir alle vier Wochen bei meiner Frauenärztin eine Spritze geben lassen musste, die meine Eierstöcke lahmlegte. Um mir diese Spritze zu sparen, beschloss ich, die Eierstöcke entfernen zu lassen. Das passierte minimalinvasiv Mitte März 2025.

Ein paar Tage später bekam ich einen Anruf aus der Klinik. Die Ärztin wollte angeblich die Wundheilung kontrollieren. In diesem Moment gingen bei mir schon die Alarmglocken an. War die Nachsorge nicht Sache meiner Frauenärztin? Und weshalb hatte man mir das nicht gleich am Entlassungstag gesagt? Ich ging mit einem ganz unguten Gefühl zum Termin in die Klinik. Es war der 25. März 2025, der Jahrestag meiner Brustkrebsdiagnose, als ich erfuhr, dass es bei der OP einen Zufallsbefund gegeben hatte. Die Zyste am linken Eierstock, die im vergangenen Jahr so unauffällig gewirkt hatte, enthielt ein knapp 2 cm großes hochgradiges seröses Karzinom (ein sogenanntes HGSC, der häufigste und aggressivste Typ des Ovarialkarzinoms).
Wieder wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Aber ich wusste, ich hatte es einmal geschafft, also konnte ich es auch zum zweiten Mal schaffen. Zunächst musste ich mich einer großen Bauch-OP unterziehen, um zu schauen, ob der Krebs schon gestreut hatte. Das war glücklicherweise nicht der Fall. Es kommt relativ selten vor, dass Eierstockkrebs im Stadium IA entdeckt wird, weil er so früh kaum Symptome verursacht. Ich hatte also unglaubliches Glück im Unglück, und es ist eine Ironie des Schicksals, dass ich dieses Glück letztendlich dem Brustkrebs zu verdanken habe. Da mein Eierstockkrebs aber einer der aggressiveren war, musste ich noch einmal sechs Zyklen Chemotherapie erhalten. Seit Anfang September habe ich nun auch das geschafft. Es war diesmal nicht einfach, weil mein Körper ja schon ein ganzes Jahr Krebstherapie und außerdem eine große Bauch-OP durchstehen musste. Aber ich habe es überstanden und hoffe nun, dass ich in Zukunft Ruhe vor dem Krebs habe.
Übrigens wurde natürlich auch die Genetik überprüft. Es konnten keine Mutationen festgestellt werden. Ich habe wohl einfach den Hauptgewinn in der Antilotterie gezogen.
Vor einigen Wochen, während meiner zweiten Chemotherapie, habe ich beschlossen, Fotos von mir, mit Glatze und all meinen Narben machen zu lassen. Ich habe lange gebraucht, aber inzwischen mag ich meinen von Therapien gezeichneten Körper sehr.
