Cindy

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35

In diesem Beitrag erzählt Cindy von ihrer Blinddarmkrebserkrankung und warum es sich lohnt, auf das eigene Bauchgefühl zu hören.

»Mein Name ist Cindy. Ich bin mittlerweile 35 Jahre alt und habe die Diagnose Blinddarmkrebs im November 2024 erhalten.

Meine Geschichte beginnt aber schon vor knapp 15 Jahren. Damals kam ich mit Verdacht auf Blinddarmentzündung ins Krankenhaus und wurde nach zwei Tagen wieder entlassen, da keine akute Entzündung festgestellt werden konnte. Da ich zeitgleich meine Periode hatte, wurde es als gynäkologisches Problem eingestuft und die weitere Behandlung sollte bei meiner Frauenärztin stattfinden. Die nächsten 10 Jahre passierte, trotz immer wiederkehrender Schmerzen in der Blinddarmregion, gar nichts. Als ich 30 wurde, wurde das erste Mal bei der Frauenärztin ein Ultraschall gemacht – ohne Ergebnis. Die folgenden Jahre wurde das Stechen und Ziehen zunehmend mehr und auch intensiver.

Ab November 2023 hatte ich mit extremen Periodenschmerzen zu kämpfen, zusätzlich aber auch dauerhaften Magen- und Darmbeschwerden, die sich rasch extrem steigerten. Ich weiß nicht mehr, wie viele Ultraschalluntersuchungen bei verschiedenen Fachärzten bis zu meiner OP im November 2024 erfolgten – jedoch waren alle unauffällig. Zuerst wurde alles auf die Verdachtsdiagnose Endometriose geschoben. Da mir das aber nicht richtig erschien, habe ich lange um eine Magen- und Darmspiegelung gekämpft und im August 2024 endlich meine Überweisung erhalten. Darauf folgten bis zur Spiegelung noch einige weitere unangenehme Untersuchungen, während derer oft mit den Augen gerollt oder mir gesagt wurde, ich hätte eine blühende Fantasie und würde mir alles nur einbilden.

Im Oktober war es dann endlich soweit. Als das Gespräch nach der Spiegelung begann, hatte ich sofort ein schlechtes Gefühl. Man konnte auf den Bildern ganz deutlich einen Tumor sehen, welcher sich kugelförmig in den Darm wölbt. Am Tag darauf war ich im MRT und da war klar, dass irgendetwas gar nicht stimmt. Knapp zwei Wochen später erfolgte die Vorstellung in der Ambulanz des Krankenhauses. Auf einmal waren alle total nervös und es konnte gar nicht mehr schnell genug gehen. Keine 24 Stunden später lag ich auch schon auf dem OP Tisch und mir wurden direkt sicherheitshalber knapp 30 Zentimeter Darm entfernt. Dafür bin ich meinem Arzt bis heute dankbar. Hätte der Krebs schon gestreut, hätte nämlich noch eine zweite OP erfolgen müssen.

Nach sechs Tagen Krankenhaus durfte ich wieder nach Hause und habe am gleichen Abend den Anruf bekommen. Es handelte sich tatsächlich um muzinöse Neoplasie. Glück im Unglück: es war ein wenig aggressiver und langsam wachsender Tumor, der noch nicht gestreut hatte. Beim Onkologen folgte dann der nächste Schock: weder bekam ich irgendeine weitere Behandlung, noch sollte ich eine Nachsorge entsprechend der Leitlinie erhalten. Krebs ohne Chemo- oder Strahlentherapie? Keinerlei Nachsorge außer einem CT knapp zwei Monate nach OP? Das klang alles nach einem extrem schlechten Scherz. Auch wenn ich mir mehrere Meinungen eingeholt habe, die sich diesbezüglich alle einig sind, fühlt sich dieser Teil nach wie vor nicht richtig an.

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Meine Genesung dauerte insgesamt gute zwei Monate. Es folgten auf die OP extrem schlechte Blutwerte, eine sehr hartnäckige Blasenentzündung, Wundheilungsstörung und so weiter. Kurz vor Weihnachten war ich endlich wieder soweit, dass ich die Weihnachtsfeiertage ohne große Einschränkungen verbringen konnte.

Vermutlich bin ich also seit dieser Blinddarmentzündung mit Krebs in meinem Körper herumgelaufen und habe nichts davon gemerkt. Das fühlt sich einfach furchtbar an, wuchert diese Krankheit in einem und man bekommt über Jahre nichts davon mit.

Alles in allem kann man wohl sagen, ich hatte extrem viel Glück. Glück, auf mein Bauchgefühl gehört und für die entsprechende Behandlung gekämpft zu haben. Glück, noch rechtzeitig operiert worden zu sein, bevor schlimmeres passiert. Glück, dass mein Körper, vor allem mein Darm, sich sehr gut erholt haben und ich mittlerweile wieder relativ normal essen kann. Als Folge der OP leide ich am Gallenblasenverlustsyndrom, das bekomme ich mit einem Medikament aber sehr gut in den Griff.

Was für immer bleiben wird ist leider die Skepsis vor Arztbesuchen. Die Angst, wieder nicht gehört oder nicht ernst genommen zu werden. Dieses ungute Gefühl, eventuell wieder schlecht behandelt zu werden. Ärzte und medizinisches Fachpersonal, das einem sagt, man hätte von Blinddarmkebs noch nie gehört. Was soll das denn sein? Was geht uns das an? Es sind auch einige Freundschaften kaputt gegangen, das passiert eben auch manchmal in schwierigen Zeiten.

Das alles ist aber nicht so schlimm, weil ich weiter leben darf. Ich bin viel entspannter als früher, nehme alles so, wie es kommt, und versuche jeden Moment zu genießen.

Mein Fazit aus der Sache: kämpft für euch und eure Gesundheit. Wenn ihr merkt, es stimmt etwas nicht, dann bleibt dran und lasst euch nicht abwimmeln. Hört auf euer Bauchgefühl. Es mag einem manchmal unmöglich vorkommen und die Kraft fehlen, aber es lohnt sich einfach so sehr.«

Name
Cindy
Instagram
@cindy69126
Website
Interviewt von
Erzählt am
2.9.2025
Verstorben am

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