
Mein Name ist Ajla, ich bin 19 Jahre alt, und letztes Jahr, also mit gerade einmal 18 Jahren, bekam ich die Diagnose eines Hirntumors, der sich schnell als Krebs im dritten Stadium herausstellte.
Bei mir fehlten alle typischen Symptome eines Hirntumors, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, und so war meine Krebsdiagnose ein Zufallsbefund. Erst bei der Ursachensuche einer ganz anderen Erkrankung entdeckten die Ärzt:innen den Tumor. Meinen Eltern, aber auch Lehrer:innen und Freund:innen war zuvor jedoch eine starke Wesensveränderung aufgefallen, die ich selbst nicht wahrgenommen hatte.
Ich habe lange nicht verstanden, was gerade passiert, und konnte zunächst auch nicht realisieren, dass ich nun in so jungem Alter auf einmal eine Krebspatientin war.
Schon einen Monat nach dem MRT wurde ich dann am Gehirn operiert. Diese Operation war von Anfang an mit großer Angst und Sorge verbunden, da klar war, dass ein großes Risiko für Komplikationen bestand. Aber es lief alles wie geplant, und bereits ein paar Wochen später begann die sechswöchige Bestrahlung. Doch jeden Tag bestrahlt zu werden, stellte sich als mein persönlicher Tiefpunkt heraus. Mir fielen die Haare und Augenbrauen innerhalb weniger Tage aus, ich war im Gesicht aufgedunsen und blass, kaum wiederzuerkennen, und ich schlief mehr Stunden, als ich wach war. Das lag zum Großteil einfach daran, dass ich versucht habe, der Realität zu entfliehen.
Im vergangenen Oktober begann dann meine Chemotherapie. Auch diese war mit vielen Nebenwirkungen verbunden, die mir den Alltag erschwerten. Deshalb hat sich mein Alltag auch extrem geändert. Ich habe die Schule abgebrochen und war nur noch zu Hause, vor allem aus Angst vor Blicken und Fragen anderer Menschen. Ich war einfach nicht bereit, damit konfrontiert zu werden. Besonders gestärkt haben mich in dieser schweren Zeit meine Familie und meine engsten Freund:innen. Für andere Leidenschaften und Hobbys war keine Kraft mehr übrig, denn Krebs ist nun mal ein ›Full-Time-Job‹.
Um mit meinen Ängsten und Sorgen besser umzugehen, habe ich eine Therapie bei einer Psychoonkologin begonnen. Aber erst nach meiner Reha mit gleichaltrigen jungen Erwachsenen, die ebenfalls an Krebs erkrankt sind, habe ich mich zum ersten Mal wirklich besser gefühlt. Plötzlich war der Gedanke an eine ›Krebsfreiheit‹ realistischer denn je. Ich bin zwar bislang noch nicht krebsfrei, aber ich spüre jeden Tag, dass es mir etwas besser geht und dass sich alle Tränen und alle Mühen gelohnt haben.
Mein Leben normalisiert sich nun langsam wieder.
Trotz allem hat die Krebserkrankung mir jedoch auch eine Erkenntnis gebracht, und so weiß ich mittlerweile: ›Alles ist möglich, wenn man nur fest daran glaubt, es schaffen zu können!‹
P.S.: Hört auf euren Körper, ganz egal, wie klein die Anzeichen sein mögen.
