Britta

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54

Britta erzählt von ihren schweren Schicksalsschlägen und davon, wie lebenswert das Leben trotz wiederkehrenden Krebserkrankungen und dessen Folgen ist.

»Hallo, ich bin Britta 54 Jahre alt, Arzthelferin von Beruf, bin verheiratet und komme aus Schleswig-Holstein. Meine erste Erkrankung bekam ich als ich 24 Jahre alt war. Ich war gerade ein Jahr verheiratet, wir wollten ein Baby bekommen, stattdessen bekam ich Krebs. Es fing mit Knochenschmerzen an den unterschiedlichsten Stellen an, außerdem litt ich unter extremen Nachtschweiß, der auch bald tagsüber da war. Eines Morgens wollte ich aufstehen und sackte weg, die Beine versagten. Ich war bei unterschiedlichen Ärzten, der eine meinte es wären Blähungen, der andere Ischias, der Hausarzt gab mir eine Spritze. Zu Hause wurde es wieder schlimmer, der Hausarzt meinte, ich solle mich nicht so anstellen, rief aber den Krankenwagen. Ich landete auf der Orthopädie, wieder folgten viele Untersuchungen, letztendlich ein Ganzkörper – MRT. Nach dieser Untersuchung kam ein neuer Arzt zu mir und meinte, dort wäre ich falsch, er würde mich zu sich auf seine Station holen. Ich landete auf der Onkologie. Nach der Sternalpunktion stand fest: Ich hatte akute myeloische Leukämie, brauchte dringend eine Stammzelltransplantation. Auf einen Spender musste ich nicht warten, sie war da – meine eineiige Zwillingsschwester! Zuerst gab es vier unterschiedliche Chemoblöcke, schon unter der ersten Therapie verlor ich meine Haare, das war ganz schlimm für mich. Ebenso richtig schlimm war das eingesperrt sein im isolierten Einzelzimmer, ich hatte fürchterlich Heimweh. Dann ging es in die Uniklinik nach Kiel zur Transplantation. Hoch-Isolation! Um 09:00 Uhr bekam ich die Konsilidierungstherapie (Zerstörung des Knochenmarks) seit 10:00 Uhr bis abends 23:00 Uhr musste ich mich übergeben. Tags darauf bekam ich die Stammzellen meiner Schwester. Schon nach einer Woche produzierte das neue Knochenmark Blutzellen. Ich kam wieder in meinem Leben an.

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17 Jahre später erkrankte ich an der Vorstufe von Brustkrebs DCIS. Da meine Zwillingsschwester zu dem Zeitpunkt metastasierten Brustkrebs hatte, wollte ich die Ablatio beidseitig. Ich habe viele Gespräche führen müssen, dann hat man es endlich gemacht. Aus dem Krankenhaus raus begleitete ich meine Schwester bis zu ihrem Tod. Sie starb im März, im September hatte ich axilläre Lymphknotenmetastasen. Wieder OP, dann zwei Zyklen FEC (mehr Epirubicin ging nicht, da ich zur Leukämie schon was bekommen hatte und es schwer toxisch fürs Herz ist) danach sechsmal Paclitaxol. Mein Onkologe meinte später, es war schon ein bisschen ein Wunder, dass ich das geschafft habe mit dem vorgeschädigten Knochenmark. In der anschließenden AHB hatte ich dann etwas Zeit, um den Tod meiner Zwillingsschwester zu verarbeiten. Vor zwei Jahren, im April 2021, erkrankte ich an einem Zungengrundkarzinom. Es begann mit Halsschmerzen, als ich meinen Speichel nicht mehr schlucken konnte, ging ich zum HNO-Arzt. Der überwies mich direkt an die Uniklinik. Nach der ersten Probeentnahme in Narkose stand fest: Plattenepithelkarzinom. Im Juni wurde ich operiert: ein Teil der Zunge wurde entfernt und durch eine Plastik des Muskulus Sternokleidomastoideus (Halsmuskel) ersetzt. Außerdem wurden rundherum die Lymphknoten entfernt (Neckdissektion alle Level). Ich wachte auf, mit Luftröhrenschnitt und Nasensonde. Eine Woche konnte ich nicht sprechen, dann wurde das Tracheostoma durch ein Tracheosafe ersetzt, was mir ermöglichte zu sprechen und Suppe zu essen. Man legte mir eine Magensonde (PEG) für die bevorstehende Bestrahlungszeit. Nach 28 Bestrahlungen hatte ich Verbrennungen 2. Grades, Bläschenbildung, zerstörte Mundschleimhaut und die Stimme war wieder weg. Im Januar des folgenden Jahre konnte ich dann endlich wieder etwas essen, ganz langsam ging es wieder bergauf. Geblieben sind Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Geschmacksverlust und Zungenbrennen. Die Reha im Mai 2022 hat mir nochmals gutgetan, trotzdem wurde ich berentet. Seit Juni 2022 durfte ich die Frau meines damaligen Chefs palliativ bei Glioblastom Grad 4 begleiten. Im Februar 2023 machte sie sich auf den Weg, meine Hand haltend. Langsam beginne ich wieder nach vorn zu schauen, trotz der Einschränkungen, die die letzte Erkrankung mit sich bringt. Im September wollen mein Mann und ich nach drei Jahren wieder Urlaub machen! Es geht an den Bodensee und dort feiern wir: 30 Jahre verheiratet und 29, 17 und 2 Jahre überlebt!«

Britta trägt eine drahtige Brille, weißblondes Haar sowie einen Hoodie und schaut leicht verträumt in die Kamera.
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Britta
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@brit.ta 351
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Erzählt am
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