Francesca

,

36

In diesem Beitrag stellen wir euch Francesca vor, deren Leben bereits dreimal durch Krebs erschüttert wurde – zweimal betraf es sie selbst, einmal war sie enge Angehörige. Sie erzählt, wie sie es schafft, trotzdem nicht aufzugeben.

»Meine wilde Reise begann im Oktober 2019, als ich beim Baden einen Knoten in der linken Brust ertastete. Nach einer Gewebeentnahme (Stanzbiopsie) erhielt ich am 23. Dezember 2019 die Diagnose Brustkrebs – HER2neu-positiv, hormonsensibel und sehr aggressiv. Zu diesem Zeitpunkt war ich einunddreißig Jahre alt, frisch mit meinem damaligen Partner zusammengezogen, und wir hatten gemeinsame Zukunftspläne.

Doch diese Hoffnung zerplatzte sehr schnell. Nach einigen Untersuchungen und einem Gentest stellte sich heraus, dass ich die Genmutation BRCA1 (eine Veränderung eines bestimmten Gens, die das Krebsrisiko erhöht) trage. Also musste ich mit meinem Arzt weitreichende Entscheidungen treffen: die Entfernung beider Brustdrüsen – die linke war betroffen, die rechte wurde vorsorglich entfernt – sowie die Entfernung der Eierstöcke (aufgrund des stark erhöhten Risikos für Eierstockkrebs durch BRCA1).

Es folgten sechzehn Chemotherapien und achtzehn Infusionen mit Antikörpern. Danach wurden mir Brustdrüsen und Eierstöcke entfernt, und es erfolgte ein Wiederaufbau mit Silikonimplantaten. Als wäre das nicht genug gewesen, trennte sich mein damaliger Partner von mir. Ich fiel damals in ein tiefes Loch und brauchte viel Zeit, um mich zu erholen und wieder aufzubauen. Doch ich schaffte es, lernte mein neues Ich kennen und lebte jeden Tag, als sei er etwas Besonderes. Ich trieb Sport, war viel in der Natur unterwegs. Ich hatte mich zwar körperlich verändert, aber auch innerlich gestärkt. Alles schien perfekt, ich war bereit für eine neue Liebe. Vor drei Jahren lernte ich meinen jetzigen Partner kennen. Seit fast zwei Jahren sind wir ein Paar, und seine kleine Tochter kenne ich ebenfalls seitdem.

Doch dann, im Juli 2023, kam der Anruf meines Vaters: Er hatte Rachen-Schlundkrebs (eine Krebserkrankung im Halsbereich). Uns blieb nur ein Monat Zeit. Ich wusste, dass sich das Rad der Zeit nun sehr schnell drehen würde, denn der Krebs war bereits zu weit fortgeschritten, und es bestand keine Aussicht auf Heilung mehr. Ich begleitete ihn, bis er am 18. August 2023 einschlief. Zu sehen, wie unfair Krebs sein kann, war für mich schwer zu begreifen – obwohl ich selbst bereits erkrankt war. Gleichzeitig gaben mir mein Partner und seine Tochter sehr viel Halt und Ablenkung. Ich merkte immer wieder, wie wichtig schöne Momente sind und wie viel Kraft sie einem geben können. Anfang 2024 zogen wir zusammen, und ich dachte, nun kann mich nichts mehr umwerfen. Endlich konnte ich glücklich sein und mein beziehungsweise unser Leben genießen.

No items found.

Im Juli 2024 spürte ich einen geschwollenen Lymphknoten unterhalb des linken Kiefers. Dieser wurde mit der Zeit größer, und es kamen weitere Lymphknoten hinzu. Ich ließ dies untersuchen, und die auffälligen Lymphknoten wurden operativ entfernt. Anfang Oktober kam die Nachricht: Es wurden erneut Krebszellen gefunden. ›Nein, verdammt, nicht schon wieder!‹ – mir zog es den Boden unter den Füßen weg. Ich war doch so glücklich, endlich angekommen zu sein, und hatte einen Partner gefunden, der mich so annimmt, wie ich bin. Bis zur endgültigen Diagnose verging über ein Monat, doch Anfang November stand fest: eine Zweiterkrankung – ein alveoläres Rhabdomyosarkom (eine sehr seltene und aggressive Form von Weichteilkrebs, die die quergestreifte Muskulatur betrifft), mit Metastasen in den linken Halslymphknoten.

Es dauerte eine Weile, bis ich in die richtigen Hände kam. Da es sich um ein Sarkom handelt – und diese besser in spezialisierten Zentren behandelt werden sollen – holte ich mir eine Zweitmeinung ein. Dank meines Arztes, der mich bereits seit der Brustkrebsdiagnose begleitet, wurde ich in das Helios Klinikum in Bad Saarow überwiesen, ein zertifiziertes Sarkomzentrum. Die Entscheidung war goldrichtig. Dort wurde sofort gehandelt und mit der Therapie begonnen.

Auf mich kam eine neue, wilde Reise zu: Es folgten sechs Zyklen stationäre Chemotherapie. Pro Zyklus erhielt ich fünf Infusionen – insgesamt also dreißig. Nach drei Zyklen zeigte die Bildgebung mittels Positronen-Emissions-Tomografie (PET-CT) keine Auffälligkeiten mehr – ebenso nach dem letzten Zyklus.

Die Nebenwirkungen waren erträglich, ich habe die Chemotherapie relativ gut verkraftet und hatte auch durchgehend gute Blutwerte. Die Ärztinnen und Ärzte nannten mich ein medizinisches Wunder. Ich glaube, dass eine positive innere Haltung sehr viel ausmacht. Denn mir war von Beginn der Zweitdiagnose an klar: ›Aufgeben ist keine Option.‹ Ich war stets rund zweihundert Kilometer von zu Hause entfernt, und aufgrund der Entfernung bekam ich nur selten Besuch. Dennoch lernte ich in dieser Zeit wundervolle Menschen kennen, mit denen ich mich austauschen, lachen und erzählen konnte. Danach erhielt ich fünfundzwanzig Bestrahlungen, und derzeit befinde ich mich in kompletter Remission (das bedeutet: es sind keine nachweisbaren Tumorzellen mehr vorhanden). Mein Onkologe meint, wir seien auf einem guten Weg. Aktuell befinde ich mich in einer Erhaltungstherapie und erhalte über ein Jahr hinweg eine Chemotherapie in Tablettenform und für die nächsten zwei Jahre alle drei Monate ein CT zur Verlaufskontrolle. Dadurch soll das Rückfallrisiko so gering wie möglich gehalten werden.

Nun habe ich ein halbes Jahr sehr hart gekämpft und blicke auf meinen Weg zurück. Ich bin stolz, es wieder geschafft zu haben. Es lohnt sich zu kämpfen, auch wenn es manchmal aussichtslos erscheint. Das Leben ist schön – von einfach war nie die Rede!«

Name
Francesca
Website
Interviewt von
Erzählt am
8.9.2025
Verstorben am

Schau mal, diese Geschichten könnten dir auch gefallen.

Patient:in
Magenkrebs
Frank
,
58
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Sofia
,
26
Patient:in
Brustkrebs
Judith
,
38
Patient:in
Darmkrebs
Rebekka
,
30
Patient:in
Neuroendokriner Tumor
David
,
28
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Cordula
,
44
Patient:in
Hautkrebs
Stefan
,
42
Patient:in
Hirntumor
Celina
,
20
Patient:in
Brustkrebs
Nicole
,
56
Patient:in
Brustkrebs
Anni
,
30
Patient:in
Eierstockkrebs
Sophia
,
27
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Clara
,
21
Patient:in
Brustkrebs
Elke
,
47
Patient:in
Brustkrebs
Janine
,
44
Angehörige:r
Darmkrebs
Jacqueline
,
24
Patient:in
Blinddarmkrebs
Darmkrebs
Cindy
,
35
Illustration eines rosa Sparschweinchens

Hilf uns beim Helfen! Mit deiner Spende.

Damit wir auch zukünftig weiter Geschichten von Patient:innen und Angehörigen erzählen können, sind wir auch deine Spende angewiesen.

Hilf uns beim Helfen! Mit deiner Spende.

Logo PayPal.
Mit PayPal spenden
Logo Betterplace.
Mit Betterplace spenden

Per Überweisung

IBAN DE11 8306 5408 0004 2983 06
BIC GENODEF1SLR
Bank Deutsche Skatbank
IBAN kopieren