Mein Name ist Dominik und ich bin 35 Jahre alt, habe drei Kinder und erlebte eine sehr schwere Zeit bis zur Krebsdiagnose. Alles begann letztes Jahr im März mit leichten Kreuzschmerzen. Ich dachte mir nichts dabei, nur dass ich mich eventuell etwas verhoben hatte vom Herumtragen der Kinder. Ich versuchte alles, über wärmende Cremes, meine Blackroll bis zur Schmerzsalbe. Statt einer Verbesserung wurde es schlimmer. Im Mai 2024 waren wir mit meinen Schwiegereltern im Urlaub in Italien. Beim Baden fiel meiner Schwiegermutter auf, dass meine linke Schulterseite viel dicker als die rechte Seite war. Ich schaute mich später genauer im Spiegel an und bemerkte, dass alles angeschwollen und meine Adern deutlich sichtbar waren. Ich wollte aber in Italien nicht ins Krankenhaus, also habe ich zunächst nur Schmerzmittel genommen.
Zurück zu Hause ging ich am nächsten Tag zum Notdienst, welcher mich sofort in die Notaufnahme schickte mit dem Verdacht einer Atemvenenthrombose. Tatsächlich bestätigte sich dieser Verdacht, doch das war noch nicht alles. Die Ärzte sprachen auf einmal auch von Krebs und wollten wissen, ob bei uns in der Familie irgendetwas in die Richtung bekannt sei. Ich verneinte und verstand die Frage nicht, schließlich war ich doch wegen einer Atemvenenthrombose da. Die Ärzte im Krankenhaus wollten mich stationär aufnehmen, doch leider war kein Bett mehr frei. Die Atemvenenthrombose wurde mit einem Verband versorgt und ich durfte nach Hause mit der Info, dass ich Dienstag wiederkommen solle.
Am Dienstag bekam ich ein Schreiben von der Notaufnahme. Darin wurde mir mitgeteilt, dass für mich ein Termin am Donnerstag in der onkologischen Praxis in Ravensburg ausgemacht wurde und ich diesen wahrnehmen müsse. Ich musste erstmal googeln, was Onkologie ist, davor hatte ich noch nie etwas damit zu tun gehabt. Danach wurde mir anders und meine Frau und ich machten uns sehr große Sorgen. Wir gingen gemeinsam zum Termin, wo eine junge Ärztin einen Ultraschall machte. Sie meinte, es sei nur eine Entzündung, und die Blutabnahme war auch – bis auf etwas erhöhte Entzündungswerte – unauffällig. Ihre Empfehlung: Ich solle Schmerzmittel nehmen, um die Entzündung loszuwerden. Zusätzlich verschrieb sie mir Opioide. Es war eine sehr schlimme Zeit und die Medikamente halfen nicht. Nach drei Wochen rief ich erneut in der Praxis an und bekam nun einen Termin für eine Biopsie, um zu schauen, ob doch was an Krebszellen zu finden ist.
Eine Woche später wurden mir sechs Proben entnommen und dann ging die Warterei los. Ich musste leider acht Wochen auf das Ergebnis warten. Das war für mich und auch meine Familie die Hölle. Schließlich bekam ich die Nachricht, dass es kein Krebs sei, sondern einfach eine starke Entzündung. Zusätzlich wurde mir IBU 800 verschrieben. Trotz anhaltender Schmerzen habe ich weitergearbeitet. Drei Wochen später hatte ich plötzlich abends ein starkes Stechen in der linken Brust, das immer schlimmer wurde. Zum Glück habe ich meinen Schwiegervater telefonisch erreichen können, welcher den Notarzt gerufen hat. Dieser hat mich ins Krankenhaus nach Wangen im Allgäu gebracht.
Dieses Mal meinten die Ärzte, sie müssten mich stationär aufnehmen. Gleich am nächsten Morgen wurde ein Ultraschall von einem erfahrenen Arzt gemacht. Dieser hatte nicht mal eine Minute das Ultraschallgerät auf meiner Haut und meinte: ›Herr Schnaitmann, ich muss Ihnen leider sagen, Sie haben Krebs, Lymphdrüsenkrebs.‹ Für mich brach eine Welt zusammen, ich konnte es nicht glauben. Er meinte, es müsse ein Lymphknoten entfernt werden, um eine histologische Untersuchung zu erstellen, und wollte schnellstmöglich einen OP-Termin für mich bekommen. Leider war der Chirurg im Urlaub und kam erst vier Tage später wieder. Zwischenzeitlich konnte immerhin ein MRT gemacht werden. Die Ärztin sagte anschließend: ›Herr Schnaitmann, um Sie steht es nicht gut. Wir müssen schnell handeln, da der Krebs sich explosionsartig ausgearbeitet hat und auch schon die Atemvenenthrombose verursacht hat.‹
Nachdem die OP geschafft war, wurde ich nach zehn Tagen endlich aus dem Krankenhaus entlassen und die Warterei ging wieder los. Drei Wochen später war klar: Es ist Krebs, und zwar ein klassisches Hodgkin Lymphom. Es folgte eine Nachbesprechung des Endbefundes und Besprechung meiner bevorstehenden Chemotherapie in der onkologischen Praxis in Ravensburg. Da ich allerdings sehr enttäuscht von der Praxis war und auch das Vertrauen in die Ärzte dort verloren hatte, habe ich in derselben Woche eine ärztliche Zweitmeinung in der Uniklinik Ulm eingeholt. Der Arzt in Ulm hat mich in ein anderes Stadium eingestuft und vier Tage später, am 17. August 2024, begann dort stationär der erste von insgesamt sechs Zyklen Chemotherapie.
Die Zeit auf der Krebsstation war sehr emotional und schwer. Ich habe mich nach jedem Zyklus sozial isoliert, damit ich keinen Infekt oder Fieber bekomme. Auch mein Umfeld war sehr vorsichtig mit mir. Dennoch bin ich jeden Tag spazieren gegangen. Das half mir sowohl mental als auch zum Bekämpfen meiner Nebenwirkungen. Nach dem sechsten Zyklus und der letzten Chemotherapie am 30. November 2024 wurde ein PET-CT durchgeführt, um zu überprüfen, ob ich zusätzlich eine Strahlentherapie benötige. Am 22. Dezember 2024 kam das erlösende Ergebnisgespräch des PET-CTs: Mein Krebs war besiegt, ich würde keine Strahlentherapie benötigen und sei in Remission. Das war das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe.
Auf einmal hatte ich kaum noch Arzttermine oder eine Therapie. Diese Veränderung war erstmal sehr schwer für mich. Ich realisierte, dass die Chemotherapie, die Arztbesuche und die Zeit auf der Krebsstation mich körperlich und mental sehr gezeichnet hatten. Ich muss noch einiges aufarbeiten. Gleichzeitig bin ich sehr dankbar und froh, dass meine Frau, meine Kinder und Familie in dieser gesamten schweren Zeit immer für mich da waren. Ich kämpfe mich langsam ins Leben zurück. Leider sind noch einige Nebenwirkungen von der Chemotherapie da, aber ich versuche diese zu bekämpfen und zu lernen, wie ich damit besser leben kann.
Ich teile meine Geschichte, damit ich euch allen Mut machen kann. Ihr seid nicht alleine, kämpft – auch wenn es verdammt hart ist – und ihr werdet siegen. Bleibt nicht stehen, sondern geht immer weiter. Ihr habt nur das eine Leben und macht es euch schön.