Ich bin Claudia, alleinerziehende Mama aus Vorarlberg. Im November 2019 bekam ich die Diagnose Brustkrebs - damals schon mit Lungenmetastasen. Was für ein Schock! Ich war damals so traumatisiert, dass ich nicht mal das Wort Metastasen in den Mund nehmen konnte.

Ich habe das volle Programm durchgemacht: Von Chemotherapien, über Antikörpertherapie und auf eigenen Wunsch auch Brustamputation. Dann vor zwei Jahren erstmals auch Bestrahlungen der Lunge. Seither bekomme ich immer wieder Bestrahlungen, sobald neue Metastasen in der Lunge auftauchen oder inaktive  Metastasen plötzlich aktiv werden und wachsen.

Ich habe leider das Pech, dass bei mir keine Therapie jemals wirklich gut angeschlagen hat. Bei der ersten Chemotherapie fielen mir, wie üblich, die Haare aus. Sobald die Chemotherapie vorbei war, wuchsen bedauerlicherweise wieder die Lungenmetastasen. Ich bin jetzt am Ende der Leitlinien angelangt, weil ich alle Chemotherapien, die für meine Krebsart geeignet sind, schon erhalten habe.

Der große Schock kam Anfang letzten Jahres: Es wurden Hirnmetastasen festgestellt. Das war immer meine größte Angst und jetzt war es tatsächlich auch mir passiert. Kurz nach dem Befund wurde ich auch schon operiert - und bin komplett gelähmt aufgewacht. Keiner konnte mir sagen, ob sich dieser Zustand jemals wieder ändern würde. Man wollte mich schon auf die Palliativstation verlegen. Da erwachte mein Kampfgeist und innerhalb einer Woche kamen zaghaft die ersten Funktionen zurück. Leider sind einige Einschränkungen geblieben, zum Beispiel ist mein linkes Bein nie wieder komplett funktionsfähig geworden und die Feinmotorik in den Händen fehlt auch nach wie vor. Ich habe Musik studiert, Klavier und Orgel gespielt und, da ich nicht mehr arbeiten durfte, erfüllte ich mir den Traum vom Gesangsstudium. All das musste ich nach der Operation aufgeben.

Es wäre gelogen zu sagen, dass es mir immer gut geht. Ich leide unter der Gehbehinderung und darunter, was für mich dadurch alles nicht mehr möglich ist. Ich habe gute und schlechte Tage -  aber das ist völlig normal und okay!  Dennoch versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen. Vielleicht kann ich ja den einen oder die andere inspirieren mit meiner Geschichte und Mut machen! Dass ich trotz metastasiertem Krebs noch lebe, ist für mich keine Selbstverständlichkeit. Ich bin zutiefst dankbar für jeden Tag und staune darüber, was vor einigen Jahren noch undenkbar war, heute aber - wie man an meiner Geschichte sieht - möglich ist. Aber da sieht man mal, was heutzutage möglich ist. Metastasierter Krebs bedeutet zum Glück nicht mehr das sofortige Todesurteil. Genau das möchte ich Betroffenen mit auf den Weg geben: Krebs ist nicht das Ende. Die Forschung schreitet voran und es könnte jederzeit eine neue Therapie geben, also gebt nicht auf!