Ich bin Angela, dreiundvierzig Jahre alt, Mutter von drei wunderbaren Kindern und seit dem 12. März 2024 offiziell Brustkrebspatientin. Eine Diagnose, vor der ich jahrelang Angst hatte – und doch nie geglaubt hätte, dass sie Realität wird.
Brust raus, Krone auf – mein Zitronensommer gegen den Krebs
Es war eine Mischung aus Vorahnung und einem erneuten medizinischen Verdacht, der mich zur Biopsie brachte. Bereits 2017 hatte ich Erfahrungen mit einem Knoten gemacht, doch diesmal war alles anders. Die Diagnose Brustkrebs war ein Schock. Drei bösartige, hormonbasierte Tumore – aggressiv und nicht operabel im brusterhaltenden Sinne. Das Gedankenkarussell war kaum zu stoppen. Ich nenne es heute meinen ›Hamster im Laufrad‹ – alles dreht sich, ohne dass man aussteigen kann.
Die Therapie begann mit einer schmerzhaften, aber notwendigen Biopsie. Die Aussicht auf eine Mastektomie mit Sofortrekonstruktion wurde zum nächsten Fixpunkt. Ich bin dankbar für das medizinische Team der Filderklinik, das mir mit Ruhe und Empathie begegnete.
Nach der Operation folgte die nächste große Hürde: die Chemotherapie. Insgesamt sechzehn Sitzungen – viermal Epirubicin alle vierzehn Tage, gefolgt von zwölf wöchentlichen Paclitaxel-Gaben. Ein Port wurde gelegt, ich bekam eine Perücke, die ich liebevoll ›Panik Petra‹ nenne, und eine lange Liste an Medikamenten gegen die Nebenwirkungen wurde mein neuer Begleiter. Die Nebenwirkungen waren kräftezehrend: Haarausfall, Erschöpfung, Wassereinlagerungen, schlaflose Nächte. Und doch war jeder Termin ein Schritt Richtung Heilung.
Im Anschluss begann die Hormontherapie mit Letrozol und Trenantone – eine Langzeittherapie, die mich zusätzlich stark fordert. Die Nebenwirkungen bringen mich an meine körperlichen und mentalen Grenzen. Außerdem erhalte ich alle sechs Monate eine Zometa-Infusion zum Knochenschutz.
Mit der Diagnose brach auch mein Alltag zusammen: Ich musste meine geliebte Arbeit in der Kreativwerkstatt Stilgefühl ruhen lassen – meine Nähkurse, Workshops und alles, was mir so viel bedeutet. Die Ängste kamen nicht nur durch die Krankheit, sondern auch durch den drohenden Verlust von Selbstständigkeit und Perspektive.
Ich habe gelernt, mit meinen Kindern offen zu sprechen – ehrlich, altersgerecht und voller Liebe. Ihre Reaktionen waren so unterschiedlich wie berührend: von Angst bis Hoffnung, von wirtschaftlichen Fragen bis hin zu kindlicher Zuversicht. Und ich schreibe. Das Schreiben hilft mir, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Es ist meine Form, Kontrolle zurückzugewinnen. Meine Geschichte zu teilen, ist nicht nur Teil meiner Verarbeitung – sie soll anderen Mut machen.
Du darfst Angst haben – und trotzdem mutig sein. Es ist okay, nicht okay zu sein. Es ist okay, zu weinen, zu zweifeln und wieder aufzustehen. Mein Zitronensommer ist eine Reise voller Schmerz, aber auch voller Menschlichkeit, Nähe und Hoffnung. Ich wünsche mir, dass niemand den Weg allein gehen muss – dass wir uns gegenseitig stärken, zuhören und begleiten.
Ich feiere im September 2025 meinen ersten Geburtstag nach einem Jahr Remission – mein Leben 2.0. mit Zitronenlimonade im Glas und der Erfahrung, den Jakobsweg gegangen zu sein.