10 Dinge, auf die du beim Wiedereinstieg in den Job unbedingt achten solltest

Ein überforderter junger Mann
Irgendwann ist er da, der Tag, an dem wir unsere Therapiewelt verlassen. Wir sind vielleicht weiterhin Stammgast bei unseren Onkolog:innen, aber zwischen den Terminen kehrt langsam aber sicher wieder Alltag ein.

Das Problem ist: Dieser neue Alltag ist manchmal scheinbar nicht enden wollendes Neuland. Mit vielen Fragezeichen. Und Unsicherheiten. Wir haben einen Höllenritt hinter uns. Und sind irgendwie noch mittendrin. Und gleichzeitig wissen wir, dass der nächste Schritt irgendwann wieder heißen wird: Ab zur Arbeit.

Manche von uns können’s kaum erwarten. Anderen läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn sie nur daran denken. Und wieder andere haben keine Ahnung, was sie eigentlich noch leisten können, wollen, sollen. Sie haben das Gefühl, keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben, irgendwie im luftleeren Raum zu schweben, in einem Paralleluniversum.

👋 »Willkommen zurück!« … sagen die Kolleg:innen.

Und dieser Satz kann – je nachdem, wie wir gerade drauf sind, wie es uns geht, wo wir gerade stehen – die größte Vorfreude oder die blanke Panik auslösen.

Hier sind drei Szenarien, um zu verdeutlichen, was so ein »Willkommen zurück« mit uns Betroffenen anstellen kann.

Person A denkt vielleicht: Yes! Aber sowas von! Ich kann’s kaum erwarten!

Person B denkt vielleicht: Ohje, ja, ich freue mich auch, wieder da zu sein – aber bin ich schon fit genug? Oder sollte ich mich lieber noch etwas ausruhen? Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg? Kann ich das alles überhaupt noch so »wuppen« wie vorher? Kann ich den alten Job überhaupt noch machen?

Person C denkt vielleicht: Hah, ich hab ja gar keine andere Wahl, ich muss ja wieder arbeiten! Ich muss ja Geld verdienen! Ob ich will oder nicht.

Und jetzt kannst du dir vorstellen, dass es noch zig Millionen weitere Reaktionen, Gedanken und Emotionen gibt, die uns Betroffenen in den Kopf kommen können. So viele, wie es Menschen gibt. Denn die Krankheit ist für alle anders. Unsere Körper reagieren unterschiedlich auf die Therapien, wir haben alle andere Spät- und Langzeitfolgen, mal mehr intensiv, mal weniger intensiv. Wir haben alle andere Jobs, andere Anforderungen, ein anderes Umfeld, andere Möglichkeiten, Ideen, Wünsche, Ziele.

Wir sind alle anders. Einzigartig.

Und wir müssen selbst herausfinden, wie wir ab dem Moment der Diagnose weitermachen wollen. Nebenbei arbeiten oder nicht? Wie lange Pause? Zurück in den Job? Gleiches Pensum wie vorher? Oder vielleicht was ganz anderes?

Wir müssen uns unseren eigenen Weg suchen, finden und gehen. Und ausprobieren, was für uns funktioniert, wie wir weitermachen können und wollen, wie wir unseren Wiedereinstieg in den Job und vor allen Dingen unser neues Arbeitsleben gestalten wollen. Und das kann ganz schön anstrengend sein.

📋 Guidelines für den Wiedereinstieg

Aus medizinischer Sicht gibt es standardisierte Verfahren. Tumor X bekommt Medikamente XY, Tumor Y bekommt YZ, … Aber für alles drumherum gibt es keine Regeln. Keine Leitlinien. Keine Leitplanken. Da sind wir auf uns allein gestellt.

Wie schön wäre es, wenn es auch für das, was nach der Therapie kommt (oder sogar währenddessen), einen klaren Masterplan gäbe?

Kleiner Spoiler: So eine Standard-Anleitung mit »mach dies, dann das, dann das« und happily ever after kann es nicht geben. Warum? Du ahnst es: Weil wir viel zu unterschiedlich sind.

Nur du weiß, was für dich richtig ist.

Es mag hart klingen, hat aber etwas sehr Bestärkendes: Du kannst selbst das Steuer in die Hand nehmen. Hier sind 10 Punkte, auf die du beim Wiedereinstieg in den Job unbedingt achten solltest. Wenn du magst, kannst du die Checkliste Schritt für Schritt durchgehen – oder aber dich inspirieren lassen und die Punkte vertiefen, die für dich am wichtigsten sind.

✔️ 10 Punkte, die du beim Wiedereinstieg in den Job unbedingt beachten solltest

1

Mach einen Check-in mit dir selbst: Nimm dir Zeit für dich und überlege, wo du gerade stehst. Wie geht es dir aktuell – körperlich, mental, emotional? Was sind deine physischen und psychischen Grenzen? Was sind gerade die größten Herausforderungen für dich?

2

Tausche dich mit deinen Ärzt:innen aus: Deine Gesundheit kommt zuerst. Sprich mit deinen Ärzt:innen über deine Belastbarkeit. Was ist aus medizinischer Sicht empfehlenswert? Welche Arbeitszeiten und Belastungen sind realistisch? Welche Termine und welche eventuellen Spät- und Langzeitfolgen solltest du berücksichtigen?

3

Verschaffe dir einen Überblick über deine Rechte und Möglichkeiten: Verschaffe dir einen Überblick über deine Optionen, damit du die für dich beste Lösung finden kannst. Gibt es vielleicht Teilzeitmodelle oder sind flexible Arbeitszeiten und Home-Office eine Option? Möchtest du eine stufenweise Wiedereingliederung?Hah, ich hab ja gar keine andere Wahl, ich muss ja wieder arbeiten! Ich muss ja Geld verdienen! Ob ich will oder nicht.

4

Bereite das Gespräch mit deinem Arbeitgeber vor: Überlege dir, wie du deinen Wiedereinstieg in den Job gestalten möchtest. Mit wem wirst du das Gespräch führen? Welche Informationen bezüglich deiner Krankheit möchtest du in dem Gespräch teilen – und was nicht?Hah, ich hab ja gar keine andere Wahl, ich muss ja wieder arbeiten! Ich muss ja Geld verdienen! Ob ich will oder nicht.

5

Haltet Vereinbarungen schriftlich fest: Fordere eine schriftliche Zusammenfassung des Gesprächs an. Welche Absprachen wurden getroffen? Gibt es eine Möglichkeit für flexible Anpassungen? Wer ist deine Ansprechperson für offene Fragen?Hah, ich hab ja gar keine andere Wahl, ich muss ja wieder arbeiten! Ich muss ja Geld verdienen! Ob ich will oder nicht.

6

Denk an dein Team: Überlege, was dein Team wissen sollte und wie du die Kommunikation gestalten möchtest. Wie offen möchtest du mit Kolleg:innen und Vorgesetzten über deine Erkrankung sprechen? Welche Informationen teilst du, und was bleibt privat? Wie gehst du mit Fragen oder Kommentaren zur Krankheit um?

7

Achte auf deine Ressourcen: Plane deine Energie sinnvoll ein, mache Pausen und beobachte dich gut. Achte auf deine persönliche Leistungsfähigkeit. Wann im Tagesverlauf bist du besonders produktiv? Welche Aufgaben fordern dich besonders? Wo kannst du kleine Auszeiten einplanen, ohne den Arbeitsfluss zu stören?

8

Plane dein Gesundheitsmanagement im Arbeitsalltag: Denke daran, dass das Gesundheitsmanagement Zeit benötigt. Wie baust du Kontrolltermine etc. in deinen Arbeitsalltag ein? Was hilft dir, produktiv zu bleiben, wenn körperliche oder mentale Einschränkungen auftreten? Welche präventiven Gesundheitsmaßnahmen sind wichtig, um auch in Zukunft gut arbeiten zu können.

9

Wiederhole in regelmäßigen Abständen einen Check-in mit dir selbst: Wie geht es dir nach den ersten Wochen? Sind Anpassungen notwendig? Gibt es neue Herausforderungen oder Bedürfnisse? Läuft irgendetwas anders, als gedacht/geplant/gewünscht? Was kannst du tun, um dich zu schützen und Überforderung zu vermeiden? Bleib mit dir selbst im Gespräch: Was tut dir gut? Was brauchst du?

10

Hol dir Hilfe: Falls du Unterstützung brauchst: Trau dich zu fragen. Gibt es Kolleg:innen, die dich besonders unterstützen können? Gibt es interne Netzwerke, Vertrauenspersonen oder externe Anlaufstellen? Wer kann dir privat bei organisatorischen oder alltäglichen Aufgaben helfen?

Und denk bitte immer daran: Sei nett zu dir. Bleib flexibel und sei geduldig mit dir selbst. Feiere selbst kleine Erfolge! Akzeptiere, dass es Rückschläge geben kann. Jede Rückkehr ist individuell – gib dir Zeit. Akzeptiere, dass du vielleicht nicht direkt bei 100 % starten kannst. Und dass es Schwankungen geben kann. Das ist total normal. Und ehrlich gesagt sind auch die ganzen vermeintlich gesunden Kolleg:innen nicht jeden Tag gleich fit.

Keep moving. You got this!

Pathly LogoPlatzhalter Bild
Marie trägt einen Zopf und eine weiße Bluse.Platzhalter Bild
Autor:in
Helfer:in
Designer:in
Marie Warskulat
Datum
10.10.2025

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Illustration eines rosa Sparschweinchens

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