Studium und Krebs – ein Erfahrungsbericht

Eine Person sitzt auf Büchern und hat einen Laptop auf dem Schoß.
Hallo, ich bin Katharina, 24 Jahre alt und bekam im März 2022 die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Dies hat einiges in meinem Leben verändert, und ein großer Aspekt dabei war natürlich auch das Studium. Ich möchte heute meinen persönlichen Umgang mit diesem Thema teilen, danach einige generelle Informationen loswerden und damit hoffentlich der ein oder anderen Person in einer ähnlichen Situation weiterhelfen.

Nachdem ich mich von der Krebsdiagnose einigermaßen erholt hatte und realisiert hatte, dass die nächsten Monate vor allem von Arzt- und Krankenhausbesuchen geprägt sein würden, kam zwangsläufig die nächste Frage: Was passiert jetzt mit dem Studium?

Ein Abbruch kam für mich nicht infrage, da ich kurz vor meinem ersten juristischen Staatsexamen stand. Dieses wollte ich ursprünglich im Oktober 2022 schreiben, doch von diesem Gedanken verabschiedete ich mich recht schnell – das war einfach nicht mehr realistisch. Ich beschloss daraufhin, mein Studium offiziell einfach weiter laufen zu lassen und inoffiziell zu pausieren. Ich hatte während meiner Akuttherapie keinen Kopf für juristische Probleme und fokussierte mich lieber auf den Kampf gegen den Krebs, der mir ebenfalls einiges abverlangte. Inzwischen befinde ich mich in Remission, fahre demnächst zur Reha und werde im April 2023 voraussichtlich wieder ins Studium und in die intensive Examensvorbereitung einsteigen.

Ob man das Studium vorübergehend pausiert – so wie ich es getan habe – oder nebenbei weiterstudiert, ist natürlich jeder Person selbst überlassen und hängt von weiteren Faktoren ab: unter anderem dem Studienfach, der Intensität der Therapie, Häufigkeit und Schwere von Nebenwirkungen und der mentalen Verfassung.

Prinzipiell kann das Weiterstudieren eine willkommene Ablenkung vom sonst eher eintönigen Krebsalltag sein. Auf der anderen Seite wissen alle Studierende, wie stressig vor allem die Klausuren- oder Hausarbeitsphase ist – und das schon ohne eine Krebserkrankung. Abgesehen davon muss mit vielen Fehlstunden gerechnet werden, da sich ein Therapieplan natürlich nicht nach dem persönlichen Kursplan richten wird. Auch mag es unverantwortlich sein, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen, wenn eine Immunsuppression vorliegt und belebte Orte wie eine Universität zum eigenen Schutz eher gemieden werden sollten.

In diesem Ausnahmezustand ist es deshalb vollkommen verständlich, dass die Nerven blank liegen und für das Studium gar keine Kapazität mehr bleibt. Mein Tipp ist daher, sich selbst den Druck zu nehmen und lieber ein paar Gänge herunterzuschalten. Man wird sowieso schon mit vielen Ängsten und Sorgen konfrontiert, sodass zusätzliche Probleme nun wirklich nicht auch noch hinzukommen müssen, wenn es dafür Lösungen gibt.

Genau für diese Umstände bieten Universitäten nämlich sogenannte ›Urlaubssemester‹ an, die allerdings selbstständig beantragt werden müssen. Konkret bedeutet das, dass diese Semester nicht als Fachsemester mitgezählt werden. Man bleibt also bei der jeweiligen Hochschule eingeschrieben, ohne Studien- oder Prüfungsleistungen zu erbringen. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass der Anspruch auf BAföG-Leistungen mitunter entfällt. Stattdessen kann allerdings Arbeitslosengeld II bei einem Studiumsausfall unter sechs Monaten oder Sozialhilfe bei einer längeren Pausierung beantragt werden.

Ausführliche Informationen hierzu können auf der Seite des Deutschen Studentenwerkes unter folgendem Link abgerufen werden: ›https://www.studentenwerke.de/de/content/finanzierungsmöglichkeiten-bei-krankheitsbedingter-studienunterbrechung‹.

Des Weiteren gilt zu berücksichtigen, dass bei Urlaubssemestern grundsätzlich kein Anspruch mehr auf Kindergeld besteht. Im Krankheitsfall besteht jedoch die Möglichkeit, einen Antrag auf weiteren Bezug von Kindergeld zu stellen.

Zusätzliche Informationen findet ihr übrigens auch auf der Webseite ›www.junge-erwachsene-mit-krebs.de‹, wo eine ganze Rubrik dem Thema Studium und Krebs gewidmet ist.

Solltet ihr weiterhin unsicher sein, wie ihr persönlich mit dem Thema umgehen sollt, kann auch das offene Gespräch mit Lehr- oder Universitätspersonal aufschlussreich sein. Ich hatte leider nicht das große Glück auf besonders viel Empathie zu stoßen, doch vielleicht ist es bei euch ja anders. Ein Versuch kann jedenfalls nicht schaden, und vielleicht findet ihr ja gemeinsam sogar eine gute Lösung!

Zu guter Letzt möchte ich noch Folgendes zu bedenken geben: Studiensemester und Klausuren können nachgeholt werden, die bewusste Auseinandersetzung mit der Erkrankung sowie genügend Ruhephasen und Erholung während der Akuttherapie jedoch nicht. Daher würde ich im Zweifelsfall Letzteres priorisieren.

Platzhalter Bild
Rebecca Kremer schaut lächelnd Zähne zeigend in die Kamera, während der Kopf leicht nach rechts aus Sicht der Kamera geneigt ist. Sie trägt schulterlanges, braunes Haar, eine schwarz umrahmte Brille, ein schwarz gestreiftes durchsichtiges Oberteil mit einem schwarzen Trägertop darunter. Der Hintergrund ist grün.Platzhalter Bild
Autor:in
Katharina Felthöfer
Designer:in
Rebecca Kremer
Datum
29.9.2023

Du hast Lust auf noch mehr Infos?
Schau dir hier unsere Quellen an.

Das könnte dir auch gefallen!

Lebensgeiser: Hier spielt die Musik!
Lebensgeister
Hier spielt die Musik!
Lebensgeister: Ein tierischer Freund
Lebensgeister
Ein tierischer Freund
Eine Ärztin schaut sich mit einer Lupe die Bauchspeicheldrüse an.
Zahlen & Fakten
Zahlen und Fakten über Pankreaskrebs
Eine junge Frau sitz neben einer Batterie mit Stromsymbol
Gefühle & Achtsamkeit
Deine Energiebilanz
Ein Arm ausgestreckt nach der Blutspende mit einem Pflaster, daneben eine Blutkonserve.
Alltag
Lebenselixier Blut: Jede Spende kann Hoffnung schenken
Eine Frau in einem weißen T-Shirt mit dunklen Haaren jongliert mit verschiedenen Sorten Gemüse wie Karotten, Kohl und Tomaten.
Ernährung
Vom Muffel zum Fan – So schaffst du es, mehr Gemüse zu essen
zwei Männer mit Schnurrbart sitzen entspannt auf dem Boden, neben ihnen ist eine Pille und ein Bildschirm mit Vitalwerten abgebildet
Alltag
Movember: Schnurrbart als Symbol für Männergesundheit
Verschiedene Brustformen zu einem Muster gefügt.
Zahlen & Fakten
Gutartige Brustveränderungen
Eine verwirrte junge Frau hält eine Hand schützend vor ihre Brust.
Gefühle & Achtsamkeit
Erfahrungsbericht: Prophylaktische Brustabnahme
Eine Frau posiert in einer starken Haltung, vor ihr liegt Gemüse und eine handvoll Nüsse.
Ernährung
Herbstzeit ist Erkältungszeit – Iss dich abwehrstark
Ein Mikroskop steht neben Reagenzgläsern mit Flüssigkeit.
Zahlen & Fakten
Brustkrebs ist nicht immer gleich Brustkrebs
Ein Teller mit Lachs und einer Zitrone. Daneben ist eine rosa Krebsschleife zu sehen.
Ernährung
Ernährung bei hormonabhängigem Brustkrebs
Eine Frau hat beide Hände auf ihre Brüste gelegt.
Gefühle & Achtsamkeit
Radikal aber richtig? Neue Brüste aus Eigengewebe
Eine leere Klopapierrolle steht mittig, drumherum sind traurige Emojis.
Ernährung
Alarm im Darm – Tipps, wenn dein Stuhl zu weich ist
Ein gefüllter Chemobeutel und eine begonnene Checkliste zusammen mit Blutproben sind zu sehen.
Zahlen & Fakten
Chemotherapie ist kein Einheitsbrei
Eine Weltkugel wird von einer hellgrünen Krebsschleife umschlungen, über der Schleife schwebt ein Kalender mit dem Kalendertag 15. September.
Zahlen & Fakten
Welt-Lymphom-Tag
Illustration eines rosa Sparschweinchens

Hilf uns beim Helfen! Mit deiner Spende.

Damit wir auch zukünftig weiter tolle Tipps, Tricks und Infos für das Leben mit Krebs weitergeben können, sind wir auf deine Spende angewiesen.

Hilf uns beim Helfen! Mit deiner Spende.

Logo PayPal.
Mit PayPal spenden
Logo Betterplace.
Mit Betterplace spenden

Per Überweisung

IBAN DE11 8306 5408 0004 2983 06
BIC GENODEF1SLR
Bank Deutsche Skatbank
IBAN kopieren